„Bist Du aufgeregt?“ Diese Frage sollte ich heute nicht zum letzten Mal gehört haben – auch wenn die Antwort eigentlich stets die gleiche war… Zum Beispiel als mich Jonas nach dem ersten Start am Tag auf dem Rückweg zum Bahnende danach fragt, wie es mir die letzten Flugtage denn immer so ging: „Warst Du aufgeregt vorm Start?“ – „Nein. Ganz am Anfang sicherlich mal, aber im Laufe der Zeit ist die Aufregung immer mehr der Freude gewichen.“

Eine halbe Stunde später sitze ich wieder im Flieger – wie immer in der ASK21, die mich seit Juni dieses Jahres regelmäßig in den Luftraum rund um Antersberg begleitet. Hinter mir werden Gurte und Haube geschlossen – aber der Sitz bleibt zum ersten Mal in meinem Leben als Segelflieger leer. Startcheck erledigt, vordere Haube zu, Daumen nach oben. Seil einhängen, Fläche waagrecht, die Winde schleppt an – alles fühlt sich vertraut an. Dass im Cockpit das Gewicht des Fluglehrers fehlt merkt man sofort. Also noch ein klitzekleines bisschen nachdrücken, damit die ASK nicht zu früh zu steil am Seil hängt. Nach dem bekannten „Klack“, mit dem sich das Windenseil aus der Kupplung verabschiedet, stehen 420m auf der Uhr. Flieger austrimmen und erst mal geradeaus fliegen. Ich stelle mir selbst die Frage: „Bist Du aufgeregt?“. Kurzer Check: nachdem der Steuerknüppel trocken ist müssen‘s die Handflächen wohl auch sein - „Nein!“. Ich genieße jede einzelne Sekunde und verfalle in Dauergrinsen. „…Delta vierfünfeinszwo an der Position zur Landung auf die dreieins…“. Queranflug, Endteil, Ausschweben und die 21 steht wieder am Bahnrand. „Warst Du aufgeregt?“. Andreas steht mit dem Traktor vor mir um mich zum Start zurück zu ziehen. Ob er mir mein „Nein“ glaubt?

Gleich danach folgen in ähnlicher Art und Weise die Platzrunden zwei und drei, womit die A-Prüfung auch schon erledigt wäre. Andreas macht es im Anschluss mindestens genauso gut und hat damit ebenfalls das erste Etappenziel der Ausbildung erreicht.  Am Abend folgt unvermeidlich das übliche Ritual mit dem unsere Popometer „geeicht“ und die Steuerhand sensibilisiert werden sollen.

Scheinbar hat‘s sogar geholfen, denn nach der „Pflicht“ am Samstag folgt die „Kür“ am Sonntag. Bei perfektem Bilderbuchwetter sitze ich (natürlich alleine) wieder in der 21. Direkt nach dem Ausklinken schon leichtes Steigen. Ich fliege ein, zwei vorsichtige Kreise und mache ein paar Meter gut, muss dann aber doch den unmittelbaren Startraum frei machen um die hinter mir am Start stehenden Piloten nicht unnötig zu behindern. Querab von Schönau kann ich einen schönen Bart zentrieren, der mich gut 500m höher trägt. Ich nutze den neu gewonnenen Aktionsradius um mir die Gegend rund um Antersberg anzugucken. Später hole ich mir nochmal 150m und reihe mich dann mit einem großen Schlenker wieder in die Platzrunde ein um die am Boden stehenden Flugschüler inkl. Lehrer nicht allzu lange warten zu lassen. Nach einer halben Stunde hat mich der Erdboden zurück und ich beschäftige mich ganz ernsthaft mit der Frage, was man denn tun müsste um nie mehr zu arbeiten und nur noch zu fliegen.

Euer Markus Kiste