• 100523_02_600
  • 100524_01_600
  • 100606_07_600

Für mehr und höher auflösende Bilder siehe Fotoalbum 2010:
Bilder Juni 2010 - Segelfliegen

Rückblickender Bericht von Christian Oßmann zum seinem Alpenstreckenflug am 25.04.2010:

 

580km mit 110km/h Durchschnitt

DWD-Wetterprognose zum Start der Segelflug-BUNDESLIGA 2010:
„Am Sonntag mäßige bis gute Blauthermik bis etwa 1900 Meter, inneralpin bis 3000 Meter. Am Nachmittag im Bergland einzelne Überentwicklungen mit Schauern und Gewittern.“
Der Fußgängerwetterbericht erwartete zudem aus Westen gegen Abend bis auf Höhe Inntal erste Gewitter, welche durch eine für die Nacht zum Folgetag zu erwartende Kaltfront ausgelöst werden.

Bereits beim Aufbauen zeigten sich die ersten Cumulanten im Bereich des Wendelsteins, die sich zunehmend nach Westen ausbreiteten. Ursprünglich wollte ich den Flieger voll Wasser tanken, was ich dann leider mangels Zeit nicht gemacht habe und mit einem leeren Flieger unterwegs war. Der Janus mit Werner und „Trainee“ Martin starte gegen Elf. Ich folgte gegen kurz nach halb Zwölf, mit dem Ziel gegen Westen der Wetterentwicklung entgegen zu fliegen.

Über die von Werner postulierte Westabflugroute ging es von Geitau, knapp nördlich am Achensee vorbei in Richtung Sojerngrat. Etwas nördlich vom Sojerngrat meldete Werner, dass es wohl nicht endlos nach Westen gehen werde, da er bereits erste Tropfen abbekommen hatte. Zusätzlich war die Wetteroptik nördlich des Zugspitzmassives vielversprechender, so dass ich mich entschied direkt in Richtung Reutte / Füssen zu fliegen. Am Plansee traf mich dann der erste Schauer, so dass ich wendete und nach Osten weiter flog. Vom Ausklinken bis zur Wende Plansee musste ich eigentlich nur zwei Mal kurbeln, was einen Schnitt von 103 km/h bei einem Kurbelanteil von 15% ergab.

Bild erstellt mit SeeYou.

Ab dem Plansee war das Ziel nach Osten zu fliegen und dabei immer einen sicheren Rückweg nach Antersberg zu haben. Bis Höhe Kufstein folgte ich der Route des Hinweg. Auf Höhe des Achensee erwischte mich prompt der nächste, lokal begrenzte Schauer. Durch Infos voraus Fliegender wusste ich, dass ab dem Inntal nach Osten hervorragende Bedingungen vorherrschten. So war es dann auch. Ab dem wilden Kaiser war die Luft mit einem Mal deutlich klarer und die Basis stieg von 2300 auf 2900 m und mehr an und die Steigwerte nahmen zu. Den Kaiser erreichte ich in 1800m unterhalb des Grates. Nach drei oder vier beherzten Achtern konnte ich in einem sehr guten Bart über dem Grat einkreisen. Ab dem Kaiser galt dann auch nur noch „folge der Energie“ - ein Zitat aus dem Buch der Brigliadoris. Der von wunderbaren Cus gezeichnete Flugweg führte mich  nördlich am Flugplatz St. Johann vorbei. Weiter ging es nahezu ohne Kreis vorbei an dem Steinernen Meer, zum Dachstein über den Grimming bis kurz vor den Flugplatz Aigen. Die 250 km von Plansee bis hierhin konnte ich mit eine Kurbelanteil von 12% und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 104 km/h zurücklegen. Dort wendete ich um 15:00 Uhr obwohl die Optik in Richtung Osten gigantisch aussah. Erste Meldungen über Überentwicklungen im Bereich Gerlos Pass / Inntal  ließen mich befürchten, dass bei einem späteren Rückflug der Weg nach Antersberg durch Gewitter abgeschnitten sein könnte. Kurz nach der Wende schoss dann unser Janus unter mir durch. Das Team hatte sich deutlich südlicher gehalten und war über den Gerlos Pass und Zell am See geflogen. Interessant war, dass wir Beide auf nahezu identische Schnittgeschwindigkeiten erflogen.

Bild erstellt mit SeeYou.

Auf dem Rückweg gab ich nochmal richtig „Gas“, wohl auch um einer neben mir fliegenden LS7 zu zeigen, dass der 100%ige McCready Stil nicht zu Erfolg beiträgt. So war es dann auch. Er pendelte zwischen mehr als 200 km/h und 70 km/h hin und her und verlor bei jeder seiner Beschleunigungen einige Meter. Bereits am hohen Dachstein zeigte sich dann, dass die Meldungen im Funk wohl etwas zu panisch war. Daher beschloss ich über Zell am See soweit nach Westen zu fliegen, wie es noch vertretbar war.  Kurz nach dem Pass Thurn verschlechterte sich das Wetter dann doch zunehmend. Immerhin gelang es mir die 140km mit einen Schnitt von 124km/h zu fliegen. Die Entscheidung noch etwas nach Osten zu fliegen und sich dann im Bereich Zell am See die Höhe für den Endanflug zu holen erwies sich als absolut richtig. Der fast 100km lange Endanflug aus 3500m nach Antersberg entwickelte sich zu einem Slalom um die sich unter mir bildenden Wolkentürme.  Dies war ein an Schönheit nicht zu überbietender Anblick und ich ärgerte mich schwarz, dass ich mal wieder meine Kamera vergessen hatte. Mit 593 km auf dem Zähler landete ich nach 5h 40 Minuten wieder in Antersberg.
Das Janus-Team kam dann fast eine Stunde nach mir in Antersberg mit zusätzlichen 70km geflogener Strecke an. Interessant war, dass sich die von mir beobachteten Schauer aufgelöst hatten und das Team recht problemlos nach Haus kam. Die angesagten Gewitter trafen uns dann tatsächlich in der Nacht, allerdings lange nach Sunset.
Alles in Allem mal wieder ein phantastischer Flug in den Alpen, der zusammen mit dem Flug des Janus Teams und einen Flug von Thomas „IKE“ Heinrich mit dem 2. Platz in der OLC Quali -Liga für einen Traumstart sorgte.

 

Für Flugwegdarstellung im OLC klicke hier.