Für mehr und höher auflösende Bilder siehe Fotoalbum 2011:
Bilder August 2011 - Alpenfliegen im Spätsommer

Bericht vom Flug zur Bernina / "100km Flug mit Fluglehrer" von Markus Kiste zusammen mit Fluglehrer Manfred Ried im Duo Discus X (OLC):


Seit Wochen lässt uns das Wetter sprichwörtlich im Regen stehen und ich warte verzweifelt auf die Gelegenheit, endlich meinen notwendigen Streckenflug als Voraussetzung für die praktische Prüfung angehen zu können. Pünktlich zum Beginn unseres Sommer-Fluglagers hat Petrus dann aber endlich ein Einsehen und der 2. August scheint nicht allzu schlecht zu werden.

Am Platz angekommen schlägt Manfred vor, den Duo aufzurüsten und „mal zu schauen, was so geht“. Und spätestens als Werner sich aus der SJ kurz nach dem Ausklinken von der Maroldschneid mit „2m, Basis 2400“ meldet, gibt’s für uns kein Halten mehr.

Dort angekommen ist für uns trotzdem erst mal etwas basteln angesagt, bevor das Steigen endlich wieder besser wird und wir uns auf den Sprung zum nächsten Grat machen können. Noch bevor dort ankommen, zeigt uns bereits ein anderer Duo den Bart und ohne große Suchschleifen geht’s im nächsten Fahrstuhl nach oben.

Werner meldet sich zwischenzeitlich aus dem Karwendel, wo die Basis bereits 2900m erreicht. Über den Rofan geht es dann auch für uns Richtung Karwendel und weiter über Ahrn- und Gehrenspitze und die Mieminger in Richtung Oberinntal und Engadin.

Auf Höhe des Piz Nuna entscheiden wir uns für den Wechsel auf die südliche Talseite und werden prompt von einen Bilderbuchbart mit Steigwerten bis knapp 5m/s empfangen. Von da geht’s die meiste Zeit im Geradeausflug weiter bis Samedan.

Angesichts der Uhrzeit (14:30Uhr) schlage ich vor, dass wir uns auf den Rückweg machen, aber Manfred lässt nicht locker und überredet mich noch ein Stück Richtung Berninagruppe weiterzufliegen. Dort drehen wir zwei Schleifen direkt am Einstieg zum Biancograt und holen uns nochmal etwas Höhe, bevor es zurück Richtung Heimat geht.

Beeindruckt von der großartigen Landschaft vernachlässigen wir allerdings etwas unser „Höhenpolster“ und ehe wir uns versehen sind wir am Ofenpass auf unter 2800m gesunken (die Berge um uns herum sind über 3000m hoch…) – aber Manfred findet routiniert die beste Ablösestelle und ein echter Hammerbart befördert uns im Handumdrehen wieder 1000m höher…

Weiter geht’s über Reschen und Brenner und vorbei an den imposanten Gletscherlandschaften der Ötztaler bis ins hintere Zillertal. Dort wieder einmal die bereits erprobte Diskussion „wo geht es weiter“. Als Gleitschirmflieger habe ich einen Heidenrespekt vor dem Talwind(lee) und schlage deshalb in der Hoffnung, dass da der Wind draufsteht die Nord-/Nordwestseite der Kette vor, die sich Richtung Speicher Zillergründl zieht. Manfred beharrt hingegen auf der Südwestseite und sollte damit Recht behalten. Nach einigen Schleifen eng am Hang, haben wir den Bart, der uns wieder ins Spiel bringt, gefunden.

Wir überlegen noch kurz ein Stück den Pinzgau rauf zu reiten, entschließen uns dann aber doch über Gerlos und Wildkogel  langsam den Heimweg anzutreten. Die SJ in Sichtweite führen wir die nächste Diskussion über den optimalen Heimweg. Mein Vorschlag ist, den direkten Weg über die Kette vom Wildkogel zur Choralpe bei Westendorf zu nehmen (die Choralpe kenne ich nämlich ebenfalls aus Gleitschirmzeiten als hervorragenden "Nachmittags- und Abendberg"), Manfred dagegen lässt sich von einigen Wölkchen locken, die eine Kette weiter westlich stehen.

Und während wir dort mehr oder minder eben mal die Höhe halten können fliegt die SJ den direkten Weg und dreht an der Choralpe nochmal auf 2600m auf. Somit steht es also zwischen Manfred und mir wieder unentschieden was die bessere Routenwahl anbelangt…

Die SJ meldet Abflug Richtung Heimat und da wir uns nach viel Spielerei am Zander nicht mehr ganz sicher sind, ob die Anzeige passt und die Höhe schon reicht, fliegen wir also doch nochmal einen Haken zur Choralpe, um etwas Sicherheit für den 70km langen Endanflug nach Antersberg zu tanken.

Nach der Landung stehen dann knapp 515 OLC-km auf der Uhr und die gesetzte Aufgabe „Streckenflugeinweisung 100km mit Lehrer“ ist mehr als erfüllt. Alles in allem ein mehr als beeindruckender Flug, der zum einen nochmal den hohen Anspruch der Gebirgsfliegerei verdeutlich hat, zum anderen aber für mich ohne die Erfahrung und Routine von Manfred in dieser Form gar nicht möglich gewesen wäre!

 

Für Flugwegdarstellung im OLC siehe hier.