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Für mehr und höher auflösende Bilder siehe Fotoalbum 2010:
Bilder Juni 2010 - Wellenfliegen

Bericht von Christoph Schwaiger zum Wellenflug am 11.06.2010 (Flugweg siehe OLC):

Um den 10. Juni herrscht eine mehrtägige Periode mit labilem Sommerföhn. Bereits an den Vortagen waren weite Flüge von den "Hangfräsern" im OLC. Ich dagegen hoffe eher auf hochreichende Wellen. Die Vorhersage der Windgeschwindigkeiten ist aber schon wieder zurück gegangen und Alptherm sagt relativ gute Steigwerte bis 3000m voraus. Ich vermute also eher "windgestörte Thermik". Während des Schlepps enttäuscht mich deswegen die Basishöhe mit nur knapp über 2000m und als wir in den Bergen ankommen sind wir bereits "on top". Allerdings haben die Wolken teils zerissene, hochreichende Vorhänge nach oben (siehe Fotos) und weiter südlich sind einzelne Rotorwolken und Cumuluswolken mit markant (auf jeden Fall >1000m) höherer Basis zu erkennen. Da ist also doch was mit Dynamik im Busch. An der Rotwand klinke ich in 2400m aus und kann in flachen Achtern auch die Höhe anfangs in irgendeinem Mix aus Thermik/Hangwind/Rotor/Welle verteidigen. Dann verliere ich an Höhe und sinke gar bis unter die Basis bei 2100m, was schon Befürchtungen weckt, dass ich gleich wieder nach Hause fliegen muss. In einem Anflug von Motivation steuere ich trotzdem die schön konturierte Unterseite der Cumuluswolke knapp nördlich des hinteren Sonnwendjochs an. Der Plan geht auf und thermisch geht es wieder an die Basis, dann über den Grat vorverlagert in sowas ähnliches wie überhöhten Hangwind und dann an der Luvseite der Wolke auch in uneinheitlichem Steigen in flachen Achtern immer höher. Es ist nicht allzu turbulent, aber auch nicht laminar. Was auch immer das Steigen verursacht, wahrscheinlich eine Mischung aus Wind, Rotor & Thermik, es geht auf jeden Fall immer weiter nach oben und ich bekomme von Innsbruck Radar eine Freigabe bis FL120. Diese erreiche ich nicht ganz, der Anblick der Wolke neben mir und der Blick zu den schon deutlich unter mir befindlichen Thermikwolken an den ersten Bergketten und im Flachland ist trotzdem ziemlich beeindruckend. Da es hier nicht mehr höher geht, fliege ich Richtung Guffert. Am östlichen Ausläufer des Grates finde ich wieder dynamisches Steigen und stufenweise von Innsbruck Radar freigegeben gelange ich immer höher. Interessant ist die zweite Basis: In ca. 4000m sind hier und an der Nordkette weitere, teils eigentlich relativ knackig aussehende Cumuluswolken an einer am Horizont markant ersichtlichen (zweiten?) Inversion zu sehen. Allerdings sind auch diverse Rotorwolken in verschiedenen Höhe und es ist unverkennbar, dass hauptsächlich der Wind den Einstieg in diese Höhenregionen ermöglicht hat. Auch wenn das Steigen nach wie vor nicht wirklich laminar und ruhig ist, so ist es trotzdem beständig und ich kann bis zu meiner heutigen Maximalhöhe von 4600m steigen! Ich bin nun über allen Wolken. Winzig klein und weit unter mir sind die Cumulus im Flachland. Was für ein Anblick! Mich locken die Rotorwolken/Cumulus an der Nordkette und ich hoffe luvseitig über bzw. an diesen evtl. an einer tragenden Linie die Nordkette entlang zu fliegen und auch der Controller hat nichts dagegen. Wie erwartet sind ein paar Lees in der Rofan Gegend zu überwinden. Unerwartet aber ist, dass leider sämtliche Rotorwolken im östlichen Teil der Nordkette mich enttäuschen. Da mich ruhiges Fliegen in der Höhe mehr reizt, als ruppiges Hangfliegen an der Nordkette, drehe ich frühzeitig um und will die noch verbleibende Höhe nutzen, um wieder Wellen am Rofan oder Guffert zu finden. Es lassen sich dort auch noch einige Gebiete mit Steigen finden, allerdings leider nicht mehr ausreichend stark, um damit Höhe zu gewinnen. Es geht somit über Rofan & Guffert wieder zurück zum Sonnwendjoch. Rundherum sind die Wolken im "zweiten Stockwerk" jetzt aber verschwunden und ich vermute daher, dass der Wind nachgelassen hat. Alle Versuche, noch mal gutes dynamisches Steigen zu finden scheitern und vom Sonnwendjoch zur Rotwand fliege ich bereits wieder unter der (ersten, unteren) Basis bei knapp 2100m. Ich bin trotzdem total glücklich und mit der hier noch vorhandenen Thermik gleite ich nach einer Genußrunde um den Wendelstein wieder Richtung Flachland. Dieses bietet noch einige Cumulus mit Steigen mit teils 2m/s integriert. Interessant ist, dass hier ca. 10-15km/h Nordwind herrschen. Ich gleite noch bis kurz vor meinen Heimatort Mittbach, bevor ich höchst zufrieden nach Hause nach Antersberg fliege.

Danke an die Controller in Innsbruck für die ganzen Freigaben!

Für Flugwegdarstellung im OLC klicke hier.