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Bilder Januar 2018 - Südafrika

 

Januar 2018 - Südafrika

Im Januar 2018 waren Barbara Jann und Manfred Ried zum Segelfliegen in Südafrika am Flugplatz Worcester. Hier der Bericht von Manfred Ried (Kartendarstellung siehe ganz unten):

 

Silvester 2017 - 25. Januar  2018
Segelfliegen in Worcester/Südafrika, alias „magic Worcester“
WORCESTER, wo liegt das? Da, wo Afrika im Süden endet, nämlich beim Kap der guten Hoffnung.
Koordinaten:    33° 40.100´ S    19° 02.294´ E      H AMSL 205m

ca. 10 km  vor dem Eckpunkt der Langeberge (Ostausrichtung) und den Cedarbergen (Nordausrichtung). Nördlich respective östlich dieser Gebirgsketten liegen die Wüstengebiete “kleine Karoo, große Karoo und die Tanqua Karoo” und sind durch die vorgenannten Bergketten, die mit max. 2200m und min. ca. 150 m über Umgebungsniveau liegen, getrennt.
Der Ausgangspunkt für die meisten Flüge im F-Schlepp oder auch im Eigenstart ist ein Steinbruch unmittelbar unter dem Audensberg (ca. 1800m) im Bereich der HEXRIVIERSBERGEN. Also Einstieg ähnlich wie bei uns, aber wesentlich näher. Es geht aber auch thermisch am Platz, doch dann auch deutlich später.
Alternativ mussten wir auch auf den Autoschleppstart zurückgreifen, da nicht immer ein Schlepppilot zur Verfügung stand, oder das Schleppflugzeug unklar war.

Am 29.12.17 die ersten ca. 14.000 km von München über Amsterdam nach Cape Town, mit KLM, Abholung am Flughafen und 110 km nach Worcester. Spät nach Mitternacht ab in die Koje und schlafen.

Der 30.12.17 wurde zur Akklimatisation und Information genutzt.

Am 31.12., also Silvester (OLC), sah es nicht unbedingt nach Fliegen aus, eine Kaltfront aus Westen mit viel Wind war im Anzug. Eine Crew war mit dem ARCUS M gestartet, kam aber nach knapp 2h wieder zurück. Und so kam unerwartet eine erste Gelegenheit, zusammen mit Uli, so gegen 15:00 Uhr zu starten. Also im Eigenstart zum big peak, gleich westlich vom Platz an den Hang mit klassischem Einstieg in eine Welle und auf nach Norden, Richtung CEDARBERGE, an einer sich immer weiter entwickelnden Lenti entlang. Es ging immer aufwärts, letztlich der Kälte in FL210 und deutlich über den Tops sowie der fortgeschrittenen Tageszeit geschuldet, wurde gewendet und der Heimflug mit bis ca. 320 km/h Vg angetreten. Nach 443 km Flugstrecke mit einer VØ von 132km/h sind wir rechtzeitig für die Silvesterfestivitäten wieder gelandet.
Ich war zutiefst beeindruckt von der Landschaft, seiner wilden Strukturen, sowie der nicht nur scheinbar menschenleeren Gegend. Wie soll das denn in niedriger Flughöhe wohl aussehen?
Mein ursprünglicher Respekt vor den zu erwartenden Flügen in wohl wesentlich niedrigeren Höhen wuchs nochmals gewaltig an.

01.Januar 2018 (OLC), ich fliege mit Andreas, um 1100 sind wir abflugbereit, ein Schleppzwischenfall, bei dem die Schleppmaschine fast zum Absturz gebracht wurde, verzögert den Abflug um fast 2 Stunden, so, dass wir erst gegen 1300 Uhr in die Luft kommen. Flugstrecke ist Langeberge-Worcester-Rhinozeruk-Worcester-Rhinozeruk-Worcester. Gute Windbedingungen, darum im wesentlichen ridge mit thermischer Unterstützung und immer am Hang lang.
910 km, VØ 136,5 km/h, Kurbelanteil 7,85%, worldwide speed Wertung Platz 2 mit 158 km/h VØ
Was wäre wohl ohne Verzögerung herausgekommen, vielleicht an die 1200 km ?

03.Januar 2018 (OLC), wieder mit Andreas, Wind ist schwach, Thermik, bis auf eine Ausnahme auch nicht so gut, aber immerhin einmal an die 3000m. Trotzdem ein guter Trainingstag!
398 km, VØ 77,17 km/h, Kurbelanteil 22,6%, immerhin Platz 72 mit 99,47 km/h in der WW speed Wertung.

04.Januar 2018 (OLC), heute mit Martin im ARCUS M, der Start im F-Schlepp hat es in sich, Startabbruch in 70m Höhe, wegen Gasblasen im Kraftstoffsystem der Schleppmaschine, “abort, abort, abort” funkt der Schlepppilot, unverzügliche Aktion ausklinken, unter uns nur Buschland, Umkehrkurve zurück zum Platz, Gegenlandung, der Schlepper schafft es auch gerade noch so auf der Windenschleppstrecke zu landen.
Also blieb nur der Eigenstart um auf Strecke gehen zu können. Also auf Richtung Berge, es ist zwar wenig Wind, dafür aber gute Thermik bis 4400m.
Es geht Richtung Osten, über die kleine Karoo zu den SWARTBERGEN, über Oudshorn  Ri. George am Indischen Ozean, dann noch ein wenig kreuz und quer, immerhin werden es 545 km.
Ridge/thermik 25/75%, VØ 115,95 km/h, Kurbelanteil 22,6%, Platz 83 mit 123 km/h in der WW speed Wertung.

06.Januar 2018 (OLC), heute mit Nils, einem jungen Sportsoldaten, mit guten Wind/Wetteraussichten.
Windvorhersage gut mit Thermikunterstützung. Flugweg war Worcester-Rhinozeruk-Paarl (Hugenottentunnel)-Klawer (Gutter, “Regenrinne”)-Wellington-Rhinozeruk-Worcester.
Ein besonders eindrucksvoller Flug, insbesonders durch die extremen niedrigen Flughöhen mit z.T. ridge Höhen um die 100 m über Umgebungshöhe (ca. 500 m MSL) und das dann mit sehr hohen Geschwindigkeiten bis Vi 230 km/h oder Vg bis 260 km/h.
Dieser Flug führte auch durch die CEDARBERGE, eine unglaublich schöne und interessante Gebirgs- und Gesteinskulisse, was im Grunde auch die backridge der nach Norden gerichteten Frontridge zur Atlantikküste darstellt. Der Flug war schon gewöhnungsbedürftig, so niedrig und so weit im Niemandsland. Der Flug stellt sich in Kürze wie folgt dar:
1046 km, Kurbelanteil 9,3%, VØ 141,42 km/h, Platz 11 in der WW speed Wertung mit 169,3 km/h

08.Januar 2018 (OLC), heute mit Ron auf ARCUS M. Gute Windvorhersage für die Langeberge (Ri. Osten)
Sehr gute Windverhältnisse an der ridge, daher jojo angesagt an den Langebergen bis etwa Höhe George. Durch die Nähe zur Küste kam auch sehr viel Feuchtigkeit mit niedrigen Basen ins Spiel, das bedurfte auch eines guten Nervenkostümes, aber es funktionierte! Die Seebrise brachte auch viel Salzluft, die Maschine wurde regelrecht mit einer Salzschicht überzogen, besonders die Sicht gegen die Sonne war stark eingeschränkt, also große Vorsicht war gefragt am Berg gegen die Sonne. Der Flug in Kürze:
1079 km, Kurbelanteil 4,1%, VØ 157,23 km/h, Platz 1 in der WW speed Wertung mit 169,82 km/h

13.Januar 2018 (OLC), nach einigen sehr heißen (über 40grd C) und stabilen Tagen wieder mit Nils auf ARCUS M unterwegs. Wind- und Thermikvoraussage versprachen einen guten Tag. Also erst die Langenberge nach Osten, dann zurück über Hexriviersberge, Brandvacht, Witzenberge, Frontridge nach Norden bis Rhinozeruk, zurück über Frontridge, Saronberg Richtung Paarl zum Hugenottentunnel, dann war der Plan zurück über die Frontridge zum Rhinozeruk und danach Richtung Worcester zurück, aber es blieb nur ein Plan, denn eine Fehlentscheidung nach dem Saronberg bei schwächer werdenden Hangwinden und der Erwartung thermischer Aufwinde an den DU TOIT BERGEN bei Wellington/Paarl, die aber durch Seebriseneinfluß vom Atlantik her zunichte gemacht wurden, mußte ich nach 766 km Segelflug den Motor anwerfen.  Nach 5 Minuten Motorlaufzeit und einem Wechsel auf die östliche Seite der DU TOIT Berge war sehr gute Thermik zur Stelle, die dann noch reichlich zum Heimflug gereicht hat.
Trotzdem ein sehr lehrreicher Flug mit doch beachtlichen Ergebnis.
Distanz 766 km, 1,91% Kurbelanteil, VØ 146,5 km/h, Platz 1 in der WW speed Wertung mit
169,82 km/h
Was wäre wohl drin gewesen, bei noch ca. 3 Stunden potentieller Restflugzeit?
Aber das macht ja den Reiz des Segelfliegens aus!

14.Januar 2018 (OLC), heute mit Uli, die Wettervorhersage versprach einen interessanten Tag mit Wind und Thermik. Der Einstieg am Audenberg war nicht ganz einfach, aber dicht am Berg gings doch nach oben, also Abflug über Brandvacht, Jan de Toit und die Witzenberg ridge zu den CEDARBERGEN, Frontridge bis Rhinozeruk, dann nach Ceres, zurück über SARONBERG Frontridge bis Citrusdal, Wechsel mit Thermik auf die backridge der CEDARBERGE,
weiter über Clanwilliam nach Klawer im schnellen Tiefflug durch den gutter (Regenrinne),  nochmal durch die CEDARBERGE nach Paarl, von hier nach Clanwilliam und dann zurück nach Worcester.
Die wesentlichen Flugdaten:
1069 km, VØ 129,91 km/h, Kurbelanteil 5,31%, Platz 6 in der WW speed Wertung.

17.Januar 2018 (OLC), heute mit Nils, sein letzter Tag in Worcester, am Abend geht es für ihn zurück in die Hamburger Heimat. Aber es wurde fliegerisch ein Tag zum Abgewöhnen. Schlechte, ruppige Thermik, keine Hangwinde, alle Versuche am Berg und im Flachen auch nichts wirklich ausbaufähiges. Also war nach gut 2:45 Stunden die Lust am Fliegen aufgebraucht, zumal auch die Temperaturen so gegen ca. 40 grd C das Cockpit zur Sauna machten. Gutes Training war es auf jeden Fall und ein Bad im Pool lockte.
Also nur 182 km, dem entsprechende VØ gewaltige 68,69 km/h, eine WW speed von 63,2 km/h auf Platz 78

21.Januar 2018 (OLC), das Team schrumpfte, so hatte ich das Vergnügen mit Yeshi zu fliegen, eine hübsche Südafrikanerin und Flugschülerin des örtlichen Cape Gliding Club , mit ca. 30 Segelflugstarts. Und das eine Woche vor ihrer Hochzeit.
Aber die Wetteraussichten waren mit einer Westwindlage gar nicht so schlecht. Nach dem Start im F-Schlepp an den Quarry (Steinbruch) kurz vor dem Audensberg, waren die Bedingungen noch nicht so optimal, aber mit konzentriertem Fliegen an den Hängen ging es an der Brandvacht und dem Jan de Toit Berg zu den Witzenbergen, einer 40km langen Hangkante, Richtung Cedarberge. Alles mehr oder weniger unter Hangkante, aber trotzdem zuverlässig. Vor dem Sprung zur Frontridge war noch durch Achten die notwendige Höhe für eine Passquerung zur Frontridge zu ersteigen, aber dann ging es im gestreckten Galopp zur Frontridge in einer Arbeitshöhe von 400 bis 600m AMSL und 150 bis 400m über Flachland mit einer gut arbeitenden ridge, d.h. viel Energie am Hang und so ging es mit 180 -210 km/h Richtung Rhinozeruk. Nach der Wende auf gleichem Weg zurück, dann aber von der Frontridge über den SARON Berg an einer mehr oder weniger hohen Hangkannte in Richtung Paarl zum Hugenottentunnel. Von hier nochmal zurück auf gleichem Weg zum Rhinozeruck und dann, wie auf dem 1. Schenkel, über Frontridge, Saronberg, Witzenberge, Jan de Toit Berg, Brandvacht zur Landung nach Worcester.
In Kürze die Flugdaten:
817 km, VØ 118,39 km/h, Kurbelanteil 7,23%, Platz 1 in der WW speed Wertung mit 149km/h
Beachtenswert an diesem Flug ist, dass YESHI an die 300km der Strecke gesteuert hat, nur in den enger gestrickten Flugphasen habe ich übernommen, Kompliment an Yeshi. Und zu aller Überraschung landeten wir weltweit auf der Nr.1 der Gesamtwertung!

24.Januar 2018 (OLC), kein Mitflieger in Sicht, ersatzweise etwas mehr Wasser. Die prognostizierten Hangwinde sind nicht gerade ideal, aber da sich der Aufenthalt in Südafrika dem Ende näherte, blieb auch keine andere Wahl als es zu probieren und das mangels Schleppilot im Autostart.
Westlage, als nach Norden der übliche Weg zum Rhinozeruk, Paarl, Rhinozeruk, Saron, Witzenberge, heftigste Lees an den höheren Bergen der Hexriviersbergen Richtung Worcester und Landung dort.
Flugdaten:710k m,VØ 120,22 km/h,Kurbelant. 11,15%, Platz 7 in WW Speed Wertung mit 143,43 km/h

25.Januar 2018 (OLC), letzter Flugtag, immer noch kein Mitflieger in Sicht, also allein mit viel Wasser im Autostart gestartet. Wetterlage ohne viel Wind und die Wüste soll gehen.
Abflug thermisch vom Platz ohne Motoreinsatz, Ausklinkhöhe war ca. 250 m
Hexriviersberge, Ceres Karoo, bis zu den Roggeveldbergen, zurück über die Tanqua Karoo, Cedarberge, bis Clanwilliam, die Cedarberge zurück Richtung Hexriviersberge, über den Matroosberg bis zu den Langenbergen und dann zurück nach Worcester.
Thermisch mit Flughöhen bis ca. 3000m, teils blau.
Ein wunderschöner, mit viel Ehrfurcht durchgeführter Flug zum Genießen mit phantastischen Eindrücken der verschiedenen, scheinbar sehr sehr menschenleeren Landschaften. Nur keine Außenlandung im Busch oder einer der wenigen Pisten bei den wilden Tieren.
Flugdaten in Kürze: 558 km, VØ 96,40 km/h, Kurbelanteil 30,83%, Platz 16 in WW Speed Wertung mit 108 km/h, FAI Dreieckstrecke 478 km

Resümee: 4 Wochen voller toller Eindrücke, mit 12 durchgeführten Flügen, die meine Erwartungen übertrafen. Meine Begeisterung geht so weit, daß ich mir vorstellen kann, nochmals nach „magic Worcester“ zum Segelfliegen zu gehen und nicht nur das.
An dieser Stelle möchte ich auch meinen Dank an den Organisator dieses Fliegerlagers, nämlich Uli Gmelin mit seiner Chrissi, ausdrücken.
Nach dem Abrüsten des Arcus T am 26.01.2018 und dem Verstauen der Flächen an der Decke, des Rumpfes an der Wand, ging es am 29.01.18 wieder die 14.000 km zurück in die winterliche Heimat. Ein tolles Fliegerlager war Geschichte, viele schöne Erinnerungen bleiben.

 

Eine Karte der Flüge:

Eine Karte des Geländes ohne die Flüge:

 

Bilder erstellt mit SeeYou.