April 2019 - 1069 km im Föhn
Manfred Ried ist am 24.04.2019 mit der vereinseigenen LS3 in 11 Stunden 45 Minuten Flugzeit eine Strecke von 1.069 km geflogen.
Das ist der mit Abstand punktereichste, jemals von Antersberg aus durchgeführte Flug und das erst Mal über 1.000 km ab Antersberg mit nur 15 m Spannweite.
Meist werden Flüge mit den Aufwinden der Warmluftblasen der Thermik durchgeführt, was bei diesem Flug aber nur eine untergeordnete Rolle spielte.
Manfred nutze stattdessen hauptsächlich den starken Wind des Südföhns in Form von Hangaufwinden und Leewellen.
Flugwegdarstellung siehe unten und OLC.
Hier der Flugbericht von Manfred:
Was für ein Tag!
Die Idee nach Osten abzufliegen war nicht die Beste. Tief am Kaiser die erste Rettungsaktion durch Achtern gerettet. Der Wind stand einfach nicht auf den Hang. Zusammen mit dem späteren Tagessieger, Jürgen im Arcus aus Hilzingen, der schon ca. 2h früher gestartet war, ging es tief an die Leoganger, die Außenlandewiesen schon im Augenwinkel gecheckt. Nach vielen Achten an der Südostecke der Leoganger konnte der Sprung zum Steinernen Meer gewagt werden. Die Südwestecke war noch ziemlich leeig, aber im Verlauf zum Hochkönig ging es mit zunehmender Höhe und nah am Felsen und in den Karen gut nach oben, um nach dem Kini wieder stark nachzulassen. Also dem schon enteilten Arcus nacheilen, immer am und nicht über dem Tennengebirge weiter Richtung Dachstein, nichts für schwache Nerven, die ich glücklicherweise vergessen hatte. Auf halber Höhe am Dachstein vorbei, um nach der Ramsau an den Südhang des Ennstales Richtung Grimming zu kommen. Aber alles nicht berauschend, einige gute Heber am Stoder Zinken und bis zum Grimming waren dann doch ermutigend. Trotzdem, die Optik nach Osten war zu dem Zeitpunkt um ca. 1000 Uhr lcl. mit tiefen Wolken nicht sehr einladend, darum am Grimming Wende nach Westen, um ziemlich auf gleichem Weg und nicht komfortabel hoch zurück bis nach Dienten am Hochkönig. Mein Versuch beim Stoder Zinken einen Welleneinstieg an den Niederen Tauern zu finden war jämmerlich gescheitert und ich bin reumütig wieder tief am Zinken nordseitig eingestiegen. Bei Dienten ein guter Heber auf brauchbare Höhe, um über Sausteigen und vorbei an Schmittenhöhe an die Nordflanke der Hohen Tauern. Jetzt habe ich Blut geleckt und keinen Gedanken mehr ans Heimfliegen verloren. Bei zum Teil heftigsten Turbulenzen in den Rotoren und letztendlich dem erholsamen dahingleiten in der laminaren Strömung ging es dann über Gerlos und Rastkogel Richtung Bettelwurf mit einer 5 minütigen Verzögerung vor der Inntalquerung, leider im Saufen und deswegen einen tiefen und äußerst turbulenten Einstieg an der Nordkette. Nach engsten Achtern wurde es erst im oberen Drittel der Nordkette angenehmer, darum Weiterflug Richtung Reitherspitze und Hohe Munde, mit Verzögerungen wegen eines emergency -electrical failure- und eines IFR-Anfluges auf die 08 in Innsbruck. Nach all dem ging es dann auf den "standard routing" über Mieminger, Heiterwand, Parseier, Paznauntal, Bieler Höhe in Richtung Chur. Das vordere Rheintal war dann tief und immer wolkiger, sodass ich auf der Höhe Flims gewendet habe, um nun im laminaren Aufwind mit ein GS von ca. 250 km/h über den Wolken in Richtung Innsbruck dahinzuschießen. Nachdem die Wetteroptik Richtung Westen deutlich besser war als Richtung Osten, ganz abgesehen von der Windrichtung und Geschwindigkeit, die Tageszeit noch viel zu früh für den Heimflug, ging es nochmals über den Arlberg, Bludenz und Feldkirch bis über den Walensee, wo wegen der zunehmenden Bewölkung aus Süden ein Weiterflug nicht geraten schien. Aufgrund der dann doch schon fortgeschrittenen Tageszeit fiel die Entscheidung, den Heimflug anzutreten doch etwas leichter. Die ca. 80 kmh Rückenwindkomponente machte den Rückflug in Richtung Innsbruck und weiter zum Rofan und danach nach Antersberg zu einem wahrhaftigen Spaziergang.
Nach 1069,2 km fand der Flug sein glückliches Ende, nicht zu vergessen auch meinen Dank an die radarcontroler von Innsbruck und auch Zürich, ohne deren Cooperation und excellenten Service solche Flüge gar nicht möglich wären. Im übrigen macht es mich doch ein bisschen stolz, mit der betagten LS3 im illustren Kreis der Orchideen und Superorchideen in etwa mitgehalten haben zu können. Glückwunsch jedenfalls Allen die diese Tage so tolle Flüge realisiert haben.
M.R.
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