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Für mehr und höher auflösende Bilder siehe Fotoalbum 2009:
Bilder August 2009 - Bad Neustadt

Fliegerlager Bad Neustadt an der Saale August 2009

Die ersten zwei Augustwochen waren über 20 Piloten des FC Condor Antersberg zu Besuch in Bad Neustadt an der Saale. Das Wetter war genial und so konnte nahezu ein Drittel der FC Condor Streckenkilometer der OLC Vereinswertung 2009 in Bad Neustadt erflogen werden! Oder eine andere Betrachtung: Ein Viertel aller 2009 von Bad Neustadt aus geflogenen OLC Streckenkilometer wurden von FC Condor Piloten erflogen! Hier ein exemplarischer Flugbericht:

 

UNSERE ERSTEN 300 KM

von Florian Heß (OLC) und Jürgen Schmitt (OLC)

Kartendarstellung der Flüge

Bild erstellt mit SeeYou

Fliegerlager 2009  Mittwoch den 5.8.2009. Das Wetter und die Vorhersagen in Bad Neustadt sahen so aus, dass man heute größer Strecken fliegen sollte. Wir kamen auf die Idee gemeinsam auf 300 Km los zu gehen.
Wir, das heißt, Jürgen Schmitt mit dem CS Astir D-4164 und Florian Heß mit der LS 3 D-7878.
Florian hatte eh schon Striche in die Karte gezogen. Start auf dem Schenkel von Bad Neustadt zum Flugplatz Dornberg bei Sontra weiter am Thüringerwald entlang bis zum Flugplatz EDQL Lichtenfels kurz hinter Coburg. Dann nach EDFS (Schweinfurt-Süd) und von da aus zurück zum Grasberg. Soweit der Plan. Christoph Schwaiger meint dann nur, er würde es anders herum Fliegen. Nach kurzem überlegen beschließen wir erst nach Süden zu fliegen.

Bild 1 – Die beiden Einsitzer vor dem Start in Bad Neustadt

Bild 1 – Die beiden Einsitzer vor dem Start in Bad Neustadt

Start und 1.Schenkel Richtung Schweinfurt
Jürgen: Start mit F-Schlepp und schon beim Steinbruch klinke ich aus. Habe steigen, 2ms, 3ms, 4ms – kann es kaum glauben. Binnen Minuten sind 1000m über Grund es geht weiter, 1500 und mehr, bis knapp an die Basis. Per Funk versuchte ich den Bart mitzuteilen, aber Florian hat irgendwo anders ausgeklinkt und so konnte ich nur eine Blindmeldung aussenden. Wie vereinbart geht es Richtung Süden nach Schweinfurt. Es ist viel im Funk los. Wir wechseln auf die 123.35, aber auch diese Frequenz ist stark belegt. Bin recht schnell über Schweinfurt und da ich noch auf Florian warte, mache ich einen Abstecher nach Süden vorbei an den AKW und wieder zurück. Treffpunkt über dem Flugplatz Schweinfurt. Alles ist perfekt, Thermik prima, Sicht ok, super Idee von Florian.

Bild 2: Nach Schweinfurt geht es Richtung Osten

Bild 2: Nach Schweinfurt geht es Richtung Osten

Florian: 10:48 Uhr. Jürgen ist vor 10 min. gestartet endlich geht es auch für mich los.
F-Schlepp bis auf 400 m. Das Vario war schon einige mal im Schlepp bis auf fast 5m. Nur die Position zum Flugplatz ließ mich noch bis 400m über Bad Neustadt zögern. Das Vario geht wieder hoch, also Ausklinken, Rechtskurve, das Vario bleibt im + Bereich also bleibe ich im Kreis drin und beginne den Bart zu Zentrieren.
Jürgen meldet sich aus dem Raum Schweinfurt. Ich sehe erst einmal zu, dass ich Höhe gewinne. 1500 m fast an der Basis also los geht’s. Noch mal übern Flugplatz drüber um die Route im Garmin zu aktivieren. Irgendwie klappt das nicht. Also Goto zur Ersten Wende auf nach EDFS (Schweinfurt Süd). Um 13:40 und nach 1-2 Positionsmeldungen treffen wir uns nördlich von Schweinfurt. Der gemeinsame Flugteil kann losgehen.

2. Schenkel über Bamberg nach EDQL Lichtenfels
Jürgen: Nachdem wir auf Sichtkontakt sind geht es Richtung Osten grob nach Bamberg. Man kann gut die Linie entlang der A70 folgen. Von dort sind wir von ein paar Tagen mit dem Flugzeughänger gekommen. Ich merke schon, Florian zeigt mir wie man noch schneller vorankommt. Zwischen den Wolken wird das Ruder ordentlich gedrückt und auf ca. 140 – 150 km/h und manchmal mehr Fahrt aufgeholt. Unter der Wolke Fahrt raus und nur einkreisen, wenn es an neuer Höhe bedarf. In dieser Art werden ein bis drei Wolken im Delphinstil durchflogen und erst dann wieder gekurbelt. Ich merke schon, so kommen wir viel schneller voran. Langsam finden wir auch einen Rhythmus und kommen immer besser zurecht. Es ist aber unglaublich was an diesem Tag Kunststoff in der Luft ist. Ein Segelflugzeug nach dem anderen fliegt mit uns, quer oder entgegen. Soviel vorab, damit kündigen sich schon spätere Probleme an. Wir erreichen Bamberg und nehmen vor dem nächsten Schenkel noch Höhe mit.

Bild 3: Die LS3 kurz vor Bamberg

Bild 3: Die LS3 kurz vor Bamberg

Florian: Bis zum Flugplatz Hassfurt-Schweinfurt sind wir noch einigermaßen auf Kurs. Ab da sieht es Richtung Bamberg besser aus, als direkt nach EDQL (Lichtenfels). In Bamberg ist auf dem Flugplatz reger Segelflugbetrieb. Richtung Lichtenfels steht eine schöne Wolkestraße parallel zur A 73. Perfekt. Wenn Navigation doch immer so einfach wäre.


3.Schenkel nach Dornberg bei Sontra
Jürgen: Frisch Höhe getankt neben Bamberg geht es grob Richtung Norden. Es läuft sehr gut und wir kommen rasch voran. Im Funk ist nach wie vor sehr viel los. Man merkt, viele haben diesen thermisch guten Mittwoch genutzt und sind in der Luft unterwegs. Ab und zu verliere ich immer wieder Florian aus den Augen, wenn er nach dem Kreisen den Bart verlässt und neu ansticht. Die schmalen Konturen der LS3 sind von hinten Richtung der Wolken nicht immer gut auszumachen. Doch das hochziehen oder wegdrücken  erleichtert die Verfolgung und gibt ein gutes Indiz, wo Sinken bzw. Steigen zu erwarten sind. Zusätzlich erleichtert das Flarm die Verfolgung, zuminderst für einen gewissen
Radius. Dann irgendwann passiert es, wir sind im Kreis in unterschiedlicher Höhe. Plötzlich ist die LS3 nicht mehr zu sehen. Kurzer Blick aufs Flarm, ah – kommt wieder auf mich zu, unter mir vorbei und Richtung Südosten. Komisch, passt nicht zu unseren Flugweg. Nach einer Zeit wird es mir suspekt. Ist das die LS3? Nein, so etwas dummes, ich bin den falschen Kollegen gefolgt. Also zurück und im Funk nach der Position gefragt. Wir treffen uns wieder über Eisfeld. Schade, das war unnötig. Gemeinsam weiter, inzwischen Richtung Nordwesten. Zügig geht es weiter, die Wolken stehen gut und Florian bestimmt Takt und Richtung. Beim Kurbeln wird es immer schwieriger die LS3 im Auge zu behalten, vor allem wenn ich unter Florian bin. Er ist dann in der Sonne und kaum zu sehen. Man merkt auch ein wenig die Anstrengung. Gleichzeitig gilt es sich auf alles Mögliche zu konzentrieren, also zentrieren, die LS3 verfolgen, die Navigation und der Funk. Aber dennoch, es ist so faszinierend gemeinsam eine Schnitzeljagd durch die Luft über Deutschland zu erleben. Das PDA mit dem XCSoar ist eine unglaubliche Hilfe bei der Navigation. Immer hat man die Position und den direkten Heimweg nach Bad Neustadt im Blick. Dass wir weit noch unter dem Gleitpfad liegen, kümmert mich im Moment noch kaum. Im Moment …


Florian: Direkt über die nächste Wende drüber weg. Das Garmin überrascht mich damit, dass es die eingegebene Route wieder aufnimmt. 130 km bis zur nächsten Wende. 15:00, Mann wenn wir das mal schaffen. Also weiter höchstens jede 2. Wolke kurbeln, den Rest im Gradeausflug mitnehmen. 15:20 kurz hinter Coburg verlieren wir uns aus den Augen. Nach einigen Positionsmeldungen treffen wir uns über Eisfeld wieder und weiter geht’s. Um 17:30 sind wir etwa 25 Km vor unserer 3. Wende. Vor uns wird alles blau und die letzten Wolken in Kursrichtung lösen sich vor uns auf. Wir beschließen Richtung Bad Neustadt zu fliegen. Durch unser Eck nach Bamberg wird es schon für 300 km reichen.

4.Schenkel und Landung in Bad Neustadt
Jürgen: Über Funk abgestimmt gehen wir in den letzten Teil und damit Richtung Bad Neustadt über. Leider läuft es nicht mehr so harmonisch wie im mittleren Teil der Reise. Das Zentrieren wird schwieriger. Südlich versetzt scheint es noch am Besten zu sein. Immer wieder versuche ich unter der LS3 ein besseres Steigen zu finden, doch kaum habe ich zentriert fliegt Florian weiter und ich muss dran bleiben um ihn nicht zu verlieren. Irgendwann dazwischen verlieren wir uns dann doch wieder. Ich appelliere an Florian über Funk es weiter alleine zu versuchen. Inzwischen fühle ich mich wie eine Bremskappe an der LS3. Doch der Kamerad will mich nicht alleine lassen und irgendwie finden wir uns auf einmal wieder. Laut PDA kommen wir in Richtung Gleitpfad nach Hause, wenn kein größeres Saufen mehr kommt. Doch das Missgeschick beginnt seinen Lauf. Das gemeinsame Kurbeln klappt nicht richtig und wir nehmen es mit der Funkdisziplin zu genau. Die LS3 verlässt den Bart und nach ein paar Metern erwische ich noch mal richtiges Steigen. Doch statt den Bart zu nutzen und wertvolle Höhe zu tanken, steige ich gleich wieder aus dem Bart aus und folge der LS3. Zu dumm. Ein Funkspruch hätte genügt und Florian hätte gewartet oder man sich später wieder getroffen. Aber nein, ich lassen die Chance ungenutzt. Und so kommt es, wie es kommen muss. Richtung Wasserkuppe kommt kein richtiger Bart mehr. Inzwischen auch recht blau. Langsam dämmert mir, dass es knapp wird. Über dem Sender der Wasserkuppe kreisen einige Segelflugzeuge. Also muss es da auch Thermik geben, in welcher man auch tiefer einsteigen kann. Etwas erwische ich auch, aber auf ein wenig Steigen kommt gleich wieder Fallen. Richtung Gipfel bin ich zu tief. Entweder Richtung Flugplatz Wasserkuppe oder Richtung Bad Neustadt. Aus der Überlegung – leichter Ostwind, wir müssen Richtung Osten - entscheide ich mich für den Endanflug nach Osten mit der Hoffnung einen Bart durch die Osthanglage zu bekommen, hole Fahrt auf und es geht über den Kamm. Doch es kommt nichts. Probiere es in Schlangenlinien Richtung Osten über den vermuteten Ablösepunkt. Aber nichts Ausreichendes ergibt sich. Vor mir noch ein leichter Kamm, jedoch komplett mit Bäumen bewachsen und damit unlandbar. Nein, dass muss auf keine Fall riskiert werden. Also treffe ich die Entscheidung zur Außenlandung und wähle ein geeignetes Außenlandefeld aus. Neben einem kleinen Ort und direkt neben einer schmalen Straße erscheint mir eine Wiese am Besten geeignet. Laut PDA trennen mich genau 9km von dem Ziel, aber es hilft nichts. Nochmals volle Konzentration und check des Ablauf. Gegenanflug, Fahrwerk raus, Funkmeldung, Hindernisse suchen. Vor dem Ort in den Queranflug und rechts in den Endanflug. Klappen weiter raus, schön ausschweben und ich setzte weich auf. Puhhh! Erst mal kräftig durchschnaufen. Ich steige aus und rufe per Handy Martina mit der Bitte um Abholung an. Zwischenzeitlich kommen von der Straße und vom Ort Leute und Kinder und informieren sich was los ist. Ich bin so froh dass alles gut ging, so dass mich nichts mehr aus der Ruhe bringt. Geduldig erkläre ich, warum ich nicht weitergeflogen und hier gelandet bin. Auch die nächste Frage woher ich komme bzw. gestartet bin beantworte ich wahrheitsgemäß mit Bad Neustadt. Darauf meint einer ernsthaft „Na, da bist du nicht weit gekommen“. Nachdem ich die Strecke kurz zusammengefasst wiedergebe will man noch wissen wie es mit der Bordtoilette funktioniert.
Martina rief nochmals an, klärte letzte Fragen und ist zwischenzeitlich mit Bernhard zusammen auf dem Weg. Ein Hoch auf die Fliegerkameradschaft. Fasziniert betrachten die Kinder das Cockpit und testen vorsichtig die Ruder. Zwischenzeitlich entferne ich die Klebestreifen und bereite die Demontage vor. Wenig später sind auch Martina und Bernhard mit dem Hänger da und zusammen mit einem „Einheimischen“ bauen wir den Astir zusammen und verladen diesen in den Hänger.
Immerzu gibt es beim Flugsport neue Erfahrung und Gewinne. Letztes Jahr der erste große Alpenflug mit Karl in der DG1000. Dieses Frühjahr meine ersten kleineren eigenen Alpenflüge und nun der erste 300er zusammen mit Florian. Trotz oder gerade mit Außenlandung das derzeitige Highlight. Unvergessen wird dieser Flug von nun an bei mir im Gedächtnis bleiben.

Bild 4: Nach der Außenlandung. Kinder vom nahe gelegenen Ort schauen was los ist

Bild 4: Nach der Außenlandung. Kinder vom nahe gelegenen Ort schauen was los ist.

Florian: Das erste Stück Richtung Bad Neustadt ist erst einmal mit größeren Wolkenlücken versehen. Jürgen verliert mehr Höhe als ich in der LS 3. Im nächsten Bart geht es für mich zügig zur Basis. Jürgen kommt nicht so recht rauf. Ich warte einige Zeit am Rand der Wolke und beschließe, nachdem Jürgen mir schon einige mal gesagt hatte, dass ich ruhig weiterfliegen solle, die nächsten Wolken zu testen. Ein zwei Wolken weiter weiß ich auf der Karte nicht mehr so recht wo ich überhaupt noch bin. Gut dass das GPS bzw. Cenfis mir sagen, wo ich lang muss. Nach einigem Warten auf Jürgen beschließe ich dann doch, mich auf die Socken Richtung Bad Neustadt zu machen. Um so verwunderter bin ich, als ich an der nächsten Wolke den CS Astir wieder treffe, immer noch nicht wieder an der Basis, aber auch nicht tiefer als vorher. Gemeinsam geht es weiter nach NES. Wir sind scheinbar schon weiter südlich als ich angenommen hatte, den auf einmal kommt vor uns die Wasserkuppe in Sicht. Endlich wieder einen Navigationspunkt den ich schon kenne. Am Hang südwestlich vom Flugplatz Wasserkuppe kommt endlich mal wieder ein etwas besserer Bart. Jürgen fliegt weiter Richtung Grasberg. Nachdem ich wieder fast an der Basis bin fliege ich weiter. Auf einem Hügel vor Bad Neustadt liegt ein außengelandetes Flugzeug. Das wird doch nicht Jürgen sein? Ich tappe am Ortsrand von Bad Neustadt wieder in einen super Bart und beschließe darauf hin, auf Nummer sicher zu gehen und noch ein Stück Richtung Schweinfurt zu fliegen, um mir die fehlenden 50 Km von der letzten Wende noch zu holen. Erstaunlich wie gut das hier in der Gegend so spät noch geht. Das Cenfis behauptet, dass ich 25 Km von Bad Neustadt weg bin. Ich drehe um. So ein Mist, kaum habe ich gewendet, bin ich ständig nur noch im Saufen. Naja, das Cenfis behauptet, dass ich nur knapp unterm Gleitpfad bin. Kurz vorm Flugplatz trägt es dann doch noch mal, so dass der Gleitpfad wieder ins Positive geht. Zurück in Neustadt an der Saale bin ich nach 334 km in 5:50 Stunden. Meine ersten 300 Km sind endlich gefallen. Mit Jürgen sollte ich versuchen öfter zusammen zufliegen. Das Kurbel zusammen hat am Schluss richtig gut funktioniert. Und Spaß gemacht hat es auch noch.
Bad Neustadt ich komme wieder! Vielleicht dann um meine ersten 400 km zufliegen?

Barogramm der Flüge

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